In Türchen Nr. 16 befindet sich ein Ereignis aus Akkarins Vorgeschichte. Canon mit allen Büchern. Fortsetzung von Kapitel 3, 11, und 14.
Thank you, allikka, for your review! I am glad you enjoy reading this story even though you have to rely on google translate to do so - as I mentioned a few chapters ago, I might continue translating this into English if people are interested. Also, I think you are absolutely right - Lorlen is as much of a hero as Akkarin is, just in a different way. His bravery lies in coping with everything life (and probably Akkarin) throws his way without backing down. And in his compassion and support for others. As for you wanting to write about him: please do! I would love to read more about him or, even better, both of them.
16. Der Fremde
Das ungewöhnlich hektische Durcheinander im Inneren Ring war der Tatsache geschuldet, dass es in Imardin der Tag des Winterfests war. Die verschneiten Gassen waren ein buntes Durcheinander aus Dienern in traditioneller Kleidung mit dem Incal der Häuser ihrer Herren; Händlerinnen, deren Wangen sich vom langen Stehen in der eisigen Luft rot gefärbt hatten; in elegante Pelze gehüllte Edelfrauen, die zwischen den Ständen flanierten und einigen Kutschen, die im dichten Gedränge kaum vorankamen. Es duftete nach kandierten Pachifrüchten und gerösteten Tiro, und das vielstimmige Gelächter und die Unterhaltungen hallten zwischen den prachtvollen Häuserfronten wider.
Der Mann in dem einfachen dunklen Umhang, dem noch Staub und Schlamm von seiner Reise anhafteten, stand im Schatten eines Torbogens und blickte regungslos auf das bunte Treiben vor ihm. Imardin, seine Heimat, sein Zuhause… Bis zu diesem Moment hatte er nicht daran geglaubt. Selbst jetzt erschien es ihm noch so unwirklich wieder hier zu sein, obwohl er deutlich den grob behauenen Stein des Tores unter seinen Fingern spürte, ihn die kalte Winterluft trotz des Wollumhangs frösteln ließ und die so vertrauten Straßen und Plätze direkt vor ihm lagen. Hinter ihm erklang das Wiehern eines Pferdes und er wandte sich um. Hinter ihm stand ein Mann um die vierzig mit gebräunter Haut und dunklen Haaren, der das kleine aber überraschend kräftige Packpferd am Zügel hielt, das sie aus Dakovas Lager mitgenommen hatten.
Takan neigte leicht den Kopf. „Ist es hier, Meister?" Akkarin zuckte zusammen. „Du solltest mich in der Öffentlichkeit nicht so nennen. Das würde… unangenehme Fragen aufwerfen." Er deutete auf die breite Straße zu ihrer Rechten. „Das Gelände der Gilde liegt in dieser Richtung. Von hier aus ist es nicht mehr weit." Schweigend gingen sie nebeneinander den Weg entlang, den Akkarin vor etwas mehr als fünf Jahren zum letzten Mal gegangen war. Im Schatten seiner Kapuze lächelte er bitter. Damals war er ein anderer gewesen. Auch wenn er wieder hier war, so gab es für ihn kein Zurück. Nicht wirklich. Unwillkürlich umfasste er seinen vernarbten Unterarm. Und Dakova hatte dafür gesorgt, dass er das niemals vergaß. „Macht Euch keine Sorgen. Man wird euch mit offenen Armen empfangen, Meister."
Akkarin warf seinem Begleiter einen zweifelnden Blick zu, verzichtete jedoch darauf, ihn erneut auf die unangemessene Anrede hinzuweisen – irgendetwas sagte ihm, dass das ohnehin wenig bringen würde. Als das schmiedeeiserne Tor der Gilde vor ihnen auftauchte, straffte er sich. Sie hatten sich in ihrer letzten Unterkunft, einem Gasthof außerhalb von Imardin, notdürftig gewaschen und rasiert, doch ihm war klar, dass man nicht alle Spuren dieser Reise so einfach abwaschen konnte. Der Magier fragte sich, ob man ihn wohl am Tor erkennen und einlassen würde, bezweifelte es aber stark.
Er schnaubte. Er machte sich keine Illusionen. Mit dem kaum zwanzigjährigen Krieger, der mit strahlend roten Roben und unbeschwerter, naiver Entschlossenheit vor einer halben Dekade aus diesen Toren getreten war, hatte er wohl nicht mehr allzu viel gemein. Die Wachen am Tor jedoch hatten sich nicht verändert. Ihrem gelangweiltem Gesichtsausdruck nach zu urteilen schien diese Art von Dienst immer noch äußerst unbeliebt zu sein. Die beiden Männer lehnten am eisernen Gitter und schienen gegen die Schläfrigkeit anzukämpfen. Als er sich näherte, richteten sie sich auf und musterten die einfache, staubbedeckte Kleidung der beiden Fremden herablassend. „Was wollt ihr?"
Akkarin ergriff das Wort. „Wir wünschen eingelassen zu werden." Die ältere der beiden Wachen schnaubte. „Und wer seid ihr?" „Mein Name ist Akkarin von Delvon, aus dem Hause Velan. Ich bin ein Mitglied der Magiergilde. Und das ist mein Diener, Takan." „Und ich bin König Merin. Macht, dass ihr verschwindet. Lügner und Bettler haben hier nichts zu suchen", entgegnete der Wächter abfällig. Akkarin spürte Takans Beunruhigung durch den Blutring, doch ließ sich nicht beirren. „Ich bin keines von beidem." Er trat näher an das Tor heran. Nun bedauerte er, dass er seine Kriegerroben nicht mehr hatte. Das hätte es um einiges einfacher gemacht, eingelassen zu werden. „Man kennt mich in der Gilde. Schickt nach Lord Lorlen, er wird meine Identität bestätigen", sagte er ruhig.
„Den Teufel werden wir tun und auch noch einen Magier wegen Abschaum wie dir belästigen." Akkarin entrang sich ein leises Seufzen. Er hätte wissen müssen, dass es nicht so einfach werden würde. Seine Augen verengten sich und vor den Gesichtern der Wachen begann die Luft zu flirren, als eine Lichtkugel aus dem Nichts erschien. Einer der beiden Wächter fluchte und stolperte zurück und auch dem anderen entgleisten die Gesichtszüge. Als er sich wieder gefangen hatte fuhr der ältere der beiden zum anderen herum. „Hol schon Lord Lorlen, na los! Worauf wartest du?" Der Angesprochene warf einen letzten, argwöhnischen Blick auf die verhüllten Fremden, dann ging er mit schnellen Schritten davon.
...
Lorlen war gerade dabei, sich ein Tuch vor die grünen Roben zu binden, um sie vor Blut und anderen Körperflüssigkeiten zu schützen. Keine Schicht in den Heilerquartieren war so unbeliebt wie die am Tag des Winterfests, doch seit einigen Jahren übernahm er sie freiwillig. Die anderen Heiler waren ihm für die Möglichkeit, den Abend mit ihren Familien zu verbringen, sehr dankbar und ihm machte es nichts aus. Er hätte ohnehin nicht gewusst, was er an diesem Tag tun sollte. Die Aussicht darauf, allein mit einer Flasche Wein in seine Räumlichkeiten zu sitzen war nicht besonders verlockend. Er zog es vor, produktiv zu sein und den Tag sinnvoll zu nutzen, indem er Kranken und Verletzten half.
Als Lorlen die Tür öffnete, um in den Korridor zu treten, kollidierte er beinahe mit einem Wächter. Lorlen erkannte ihn als einen der Männer, die für die Bewachung der Gildetore zuständig waren. Er schien gerannt zu sein, denn er brauchte einige Augenblicke, um zu Atem zu kommen. „Mylord, am Tor stehen zwei Fremde, die behaupten, Euch zu kennen. Es tut mir leid Euch zu behelligen, aber einer von ihnen scheint… er scheint auch ein Magier zu sein, daher–" „Schon gut." Er wandte sich zu Lord Terik um, dessen Schicht gerade zu Ende war. „Macht es Euch etwas aus, noch einen Moment zu bleiben?" Der ältere Magier schüttelte den Kopf und Lorlen folgte der Wache seufzend über das verschneite Gelände der Gilde zu den Toren. Vermutlich handelte es sich um einen Irrtum.
Als er an das schmiedeeiserne Gitter herantrat, betrachtete er die beiden Fremden in den staubigen Reiseumhängen verwirrt. „Tut mir leid, aber ich denke nicht, dass ich–" Bevor er seinen Satz beenden konnte, trat der Größere der beiden einen Schritt vor und streifte die Kapuze ab. „Hallo, Lorlen. Es ist lange her." Er starrte sein Gegenüber fassungslos an. Sein Freund wirkte ausgezehrter und älter, als er ihn in Erinnerung hatte, aber es war eindeutig er. „Akkarin!" Seine Stimme klang heiser. Er bedeutete den Wachen unwirsch, das Tor zu öffnen, was diese verblüfft taten. Einen Moment lang standen sich die beiden gegenüber und musterten einander, dann machte Lorlen zwei schnelle Schritte nach vorne und zog den überrumpelten Magier in eine feste Umarmung.
Als er seinen beste Freund wieder losließ, bemerkte er peinlich berührt den Kloß in seinem Hals und musste sich räuspern, bevor er etwas herausbrachte. „Akkarin, du… wo warst du? Wie bist du…?" Sein Gegenüber lächelte schwach. „Das ist eine lange Geschichte. Eine sehr lange." Lorlen nickte. „Dann komm. Auf die Gefahr hin, Lord Teriks Geduld überzustrapazieren – in meiner Unterkunft wartet eine Flasche Anurenischer Dunkelwein darauf, getrunken zu werden. Und ich bin sicher, es findet sich auch etwas zu essen."
...
Die meisten Magier und Novizen hatten die Gilde wie jedes Jahr für die Dauer der Winterfeiertage verlassen, doch in einem der Fenster in den Magierunterkünften brannte an jenem Abend bis spät in die Nacht noch Licht. Wäre man herangetreten und hätte hineingesehen, dann hätte man zwei junge Männer erblickt, die sich angeregt unterhielten und hin und wieder einen Schluck von der dampfenden Flüssigkeit in ihren Bechern oder einen Bissen von einer Festtagspastete nahmen, während die magischen Kugeln über ihren Köpfen ihnen flackendes Licht spendeten. Hätte man noch genauer hingesehen, hätte man vielleicht bemerkt, wie erleichtert einer der beiden aussah, fast so als wäre ihm ein schweres Gewicht von der Brust genommen worden. Auch der andere wirkte entspannt.
Akkarin lehnte sich zurück und betrachtete sein grüngewandetes Gegenüber forschend. „Also, Lorlen. Wenn ich mich richtig erinnere, schuldest du mir noch eine Geschichte." Lorlen runzelte die Stirn. „Was für eine Ge–" Er unterbrach sich mitten im Satz, dann lachte er ungläubig auf. „Du hast es tatsächlich nicht vergessen." Akkarin grinste schief. „Natürlich nicht, wofür hältst du mich? Dann lass mal hören."

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